Weihnachten im Sommer - eine Weihnachtsgeschichte

Familie Sommer hegte schon lange den Wunsch nach Australien auszuwandern, wozu sie nun endlich auch den Mut fanden. Der Enge und Zwänge des immer gleichen Alltagstrotts wollten sie entfliehen und in den Weiten des fremden Kontinents ihr Glück versuchen. Nun, alles wollten sie dann doch nicht zu-rücklassen. Gewisse ihnen lieb gewordene Traditionen sollten auch am neuen Ort weiterbestehen. So zum Beispiel Weihnachten. Aber irgendwie wollte so gar keine Weihnachtsfreude aufkommen. Es war heiss und die Nachbarn reagierten etwas irritiert, als Familie Sommer den beleuchteten Rentierschlitten im Garten aufstellte. Ein Tannenbaum war kaum zu finden und die angebotenen künstlichen Bäumchen waren keine Alternative. Auch der Versuch, die Stimmung mit dem Backen von «Guetzli» zu heben, ging mächtig daneben. Die Änisbrötli wurden wegen der Wärme innert kürzester Zeit steinhart. Das Fest stand dieses Jahr unter keinem guten (Weihnachts-)Stern.

 

Was sollten sie nur tun?! Entscheiden Sie:

a) Kein Baum, keine stimmige Beleuchtung, nicht einmal das Weihnachtsgebäck, welches sie seit Grossmutters Zeiten so sehr liebten. Nein, dies war definitiv nicht Weihnachten. Enttäuscht verstaut Herr Sommer die Weihnachtsdeko in der Garage, Frau Sommer schimpft lauthals, weil Weihnachten im Sommer doch überhaupt keinen Sinn mehr mache, und die Kinder weinen aus Angst, dass - als logischer Schluss - ohne Weihnachtsbaum, unter dem jeweils die Geschenke lagen, nun auch diese wegfallen. Im Familien-rat wird endlich beschlossen anstelle der Feier unter dem Tannenbaum ein Glacé essen zu gehen und die Weihnachtsfeier in sechs Monaten am nächsten 24. Juni nachzuholen, im australischen Winter, wenn es hoffentlich kühler ist.

b) Sommer, Sonne und Geschenke. Das gibt es jetzt. Zeit für Geschenke ist immer, und der Santa Claus bringt diese den Kindern durch den Kamin. Gutes Essen, Weihnachtslieder, Plastikbäume, Vertrautes und Neues erleben Sommers. Putenbraten gibt es hier zu Weihnachten. Frau Sommer bereitet diesen im Schweisse ihres Angesichts. Der Heisshunger in der Hitze fehlt jedoch der ganzen Familie. Im nächsten Jahr gibt es Salate. Tante Hedy aus Basel telefoniert am Weihnachtstag in aller Herrgottsfrühe. Auch in der Schweiz gibt es dieses Jahr keine weisse Weihnacht. Wir haben immerhin jetzt weisse Sandstrände, keine enttäuschte Hoffnung auf Schnee. In Badekleidern am Strand wird jetzt gefeiert. Die Stimmung in der Familie steigt.

c) Auswandern, auch eine gute Gelegenheit, alte Bräuche zu überdenken. Was ist der tiefere Sinn von Weihnachten? Sicher nicht, sich voll zu fressen und sich gar in der Familie zu streiten. Es soll dieses Jahr ganz anders werden! Gemeinsam wird entschieden, ein grosses Strassenfest zu feiern und dazu alle Nachbarn einzuladen. Lange nicht alle sind Christen. Jede und jeder soll etwas zum Essen mitbringen, dazu ein kleines Geschenk. An einer Tombola werden die Geschenke verlost. Der Erlös kommt der örtlichen Armenküche zugute. Die eingeladene Pfarrerin spricht einige erbauliche Worte, erinnert an die Geburt Jesu, die Band spielt «Last Christmas» und andere aktuelle Hits. Die Stimmung ist ausgelassen. Weihnachten, ein Fest für alle!

Wie auch immer Weihnachten für Sommers verlaufen ist. Weihnachten soll es werden, bei dir, bei mir und überall auf der Welt! Christus kommt auf die Welt, im Sommer, im Winter zu jeder Zeit!

Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten: Sibylle Baltisberger, Burkhard Wittig, Peter Dietz